Leider mussten wir wieder auf 8000 m, unterhalb des Flaschenhalses umdrehen.
Das zweite Mal hier den Rückzug anzutreten tat weh. Der Gipfel sah zum Greifen nah aus und das Wetter war perfekt. Aber wir mussten unserer Art des Aufstiegs Tribut zollen. Zudem sah der Flaschenhals sehr eingeblasen aus und praktisch zu zweit von hier zum Gipfel zu spuren, war für uns zu viel.
Trotzdem hatten wir eine einmalige Erfahrung gemacht. Denn wir versuchten in einem einzigen Push vom Basislager zum Gipfel zu gelangen. Wir hatten keine Schlafsäcke, keine Zelte mit uns. Zu Siebt waren wir am Freitag um 2 Uhr früh gestartet. Von unserer Expedition waren das Gerlinde, Daniel und ich. Außerdem war mit uns Fabrizio Zangrilli, ein Amerikaner und die Slowaken Dodo Kopold und Peter Hamor und der Pole Piotr Marowski.
Unsere Rucksäcke waren so wunderbar leicht. Nur mit dem Nötigsten gefüllt machte der Aufstieg wieder richtigen Spass. Der Unterschied war gewaltig zum letzten Mal. Schnell konnten wir zu Lager 2 gelangen. Dort machten wir 2 Stunden Pause. Wir schmolzen Schnee und füllten unsere Flaschen auf, ruhten uns in der Morgensonne aus.
Um 10 Uhr ging es weiter Richtung Lager 3. Diese Etappe war mit der Sonne und dem nassen, tiefen Schnee sehr anstrengend. Dort angekommen, gegen 14.30 Uhr, war uns wieder eine Rast von zwei Stunden vergönnt.
In der Dämmerung starteten wir dann zum Lager kurz unterhalb der Schulter. In der Nacht fiel mir das Steigen deutlich leichter wie bei Tage. Denn die Hitze der Sonne kann einen ganz schön fertig machen. Ich war froh als wir um 2 Uhr morgens das Lager 4 erreichten. Jetzt waren wir 24 Stunden unterwegs. Hier bauten wir ein dort zuvor deponiertes Zelt der Amerikaner auf. So konnten wir uns in dem kleinen Zelt ein wenig erholen. Um 5.30 Uhr starteten wir in Richtung Gipfel. Ich ging als erster um schnell in die wärmende Sonne oberhalb unseres Lagers zu gelangen. Fabrizio und Daniel hatten die Nacht ohne Zelt im Freien verbracht. Dadurch konnten sie nicht wirklich rasten und sich erholen. Sie drehten um.
Die drei anderen brachen auch zum Gipfel auf. Auf ca. 8000 m warteten Gerlinde und ich auf die zwei Slowaken und den Polen. Eine Stunde saßen wir hier oberhalb der Schulter. Wir waren hin und her gerissen. Sollten wir weiter gehen oder umdrehen? Das Wetter war perfekt. Aber wir spürten die letzten 30 Stunden immer mehr in den Beinen. Und nur zu weit von hier bis zum Gipfel zu spuren wäre zu viel gewesen. Vor allem hätten wir ja auch noch den Abstieg vor uns gehabt.
Es war nun 9 Uhr, was ebenfalls nicht die beste Zeit ist, um weiter zu gehen, denn wir würden den Gipfel sicher erst am späten Nachmittag erreichen. Und dann in der Nacht den Rückweg antreten zu müssen, machte das Ganze nicht sicherer….
Also Absteigen! Nach 39 h waren wir dann zurück im Basislager. Die Aktion wäre fast perfekt gewesen. Aber trotz des fehlenden Gipfels sind wir uns einig: Die letzten 39 Stunden waren unvergesslich! Die Erfahrung, dass wir so lange unterwegs sein können, ist viel wert. Auch dass wir mit so wenig im Rucksack auskommen können, ist sehr beruhigend. Dies sollte der letzte Versuch sein. Nochmals in diesem Jahr und auf dieser Expedition einen Versuch zu starten schaffen wir nicht. Am 19. endet unser Permit. Nach diesen anstrengenden Stunden waren wir ausgelaugt und der Kopf war leer. Wir wussten, dass wir sicher wieder kommen wollen. Aber jetzt freuten wir uns auf zu Hause.
Die Expedition ist nun fast vorbei. Sie war sehr lang, aber jeden Tag wert. Wir hatten riesigen Spass, hatten Erfolg am Broad Peak und viel Kraft und Herzblut in den K2 gesteckt. Es war und ist noch immer eine wunderbare Zeit.
Bedanken möchte ich mich ganz besonders bei Tom, für all seine Mühen daheim und freue mich auf die nächste Expedition mit ihm zusammen.
Ein großes Dankeschön an meine Sponsoren Black Diamond, The North Face und Scarpa, ohne deren Equipment diese schönen Momente in den Bergen nicht möglich wären.
Und Danke auch an alle Leser/innen für das Interesse und wünsche allen eine schöne Zeit – daheim und in den Bergen der Welt.
Auf ein baldiges Wiedersehen,
David